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Zinskommentar KW 39 - 2020

23.09.2020 Crestfinanz - Newsletter

Starker Euro, schwache Inflation und der Strategieschwenk der Fed haben die EZB nun veranlasst, Stück für Stück zu reagieren.
Die Notenbank steht aktuell von mehreren Seiten unter Druck. So hat der Euro seit Anfang Juni um sechs Prozent im Vergleich zum Dollar aufgewertet, die Inflation im Währungsraum ist auf ein historisches Tief gefallen und die US-Notenbank hat sich gezwungen gesehen einen Strategieschwenk zu verkünden.
Die derzeitige Stärke des Euros ist für die Notenbank ein Problem, weil sie Exporte aus Europa im Ausland teurer macht und Importe billiger. Ersteres belastet das Wachstum und Letzteres drückt die ohnehin sehr niedrige Inflation im Euro-Raum weiter. Im August sind die Verbraucherpreise bereits laut einer ersten Schätzung um 0,2 Prozent zurückgegangen.
Die Septemberausgabe der Deutschen Bundesbank ist zur Wahlkampfhilfe für den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump geworden, der ja bereits schwere Vorwürfe in Richtung der europäischen Notenbanken geäußert hat. Sechs Wochen vor den US-Wahlen räumen die Bundesbanker ein, dass die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank den Euro kräftig gedrückt hat. Vor allem die Beschlüsse zu billionenschweren Anleihekäufen, die die langfristigen Renditen an den Märkten bewegen, hätten massiven Einfluss auf die Bewertung des Euro. „Geldpolitische Impulse besitzen einen bedeutenden Einfluss auf die Wechselkursentwicklung des Euro“, konstatieren die Bundesbanker.
Die europäischen Währungshüter wiederum betonen ein ums andere Mal, dass der Wechselkurs kein offizielles Ziel der EZB-Politik ist. Und nun liefert ausgerechnet die Bundesbank Munition für Trump, um die unfairen Praktiken anzuprangern.
Insbesondere ein Vergleich der Bilanzsummen zwischen Fed und EZB zeigt, wie expansiv die Europäer im Vergleich mit den Amerikanern ihre Geldpolitik gestaltet haben. War die EZB-Bilanz im Jahr 2015 in Dollar umgerechnet lediglich 225 Milliarden größer als die der Fed, liegt der Wert heute bei rund 770 Milliarden Dollar. Sprich: Die EZB hat in dieser Zeit umgerechnet rund 550 Milliarden Dollar mehr in die Märkte gepumpt.
Kein Wunder, dass der Euro zwischen 2014 und heute von 1,40 auf 1,18 Dollar gefallen ist und damit rund ein Sechstel zum Dollar abgewertet hat. Im Frühjahr war die Gemeinschaftswährung sogar bis auf 1,07 Dollar abgestürzt. Hier wiederum hat die FED dann entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet und somit die Dollarstärke erstmal zur Umkehr gebracht. Seit Mitte Mai hat die Gemeinschaftswährung zum Dollar um rund zehn Prozent aufgewertet. Aktuell steht der Euro bei rund 1,18 Dollar. Der Anstieg bedeutet, dass Produkte aus dem Euro-Raum auf dem Weltmarkt tendenziell teurer werden, was ihre Wettbewerbsfähigkeit schmälert. Zudem werden importierte Waren billiger, was auf die Inflation drückt. Das brachte bereits EZB-Ratsmitglieder wie den Chefvolkswirt Philip Lane auf den Plan. Er tat sein Unbehagen mit der Aufwertung öffentlich kund und drückte den Euro-Kurs wieder unter die Marke von 1,20 Dollar.
Umgangssprachlich als Währungskrieg bezeichnet, wird diese Abwertungswettlauf zwischen Euro und US-Dollar gerade in den kommenden Monaten noch für einige Überraschungen gut sein.
Der Zinsmarkt lacht, denn die Sonne der niedrigen Darlehenszinsen scheint aktuell für jeden Immobilienkäufer weiterhin, ohne dass eine dunkle Wolke am Horizont zu erkennen ist.  
 



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